Der heutige Titel ist eine umstrittene Aussage und nicht ohne Zweideutigkeit. Er war auch Disukussionsinhalt einiger Gespräche mit meiner Familie und ich begriff: Nicht alles ist Kunst. Aber das ist es auch.
Eine bisschen Geschichte:
Ich möchte zuerst ein wenig in die Geschichte dieses Satzes eintauchen. Es hat einen Anfang mit Marcel Duchamp, der behauptete, dass “alles Kunst ist, wenn ein Künstler sagt, dass es ist“. Dies an sich ist auch umstritten, da wir sowohl Kunst als auch Künstler definieren müssen. Robert Rauschenberg verwendete später den Satz “alles ist Kunst“. Diese Aussagen waren zu ihrer Zeit bahnbrechend. Aber sie haben seitdem Arme und Beine gewachsen …
Marcel Duchamp war einer der Väter der Dada-Bewegung, eine Bewegung gegen die Ansicht einer kalten logischen Auseinandersetzung mit der Welt und steigenden Konsumverhalten während des Ersten Weltkriegs. Im Dada blühten Künstler im Unsinnigen auf, und sie kritisierten radikal die Verlogenheit der traditionellen Institutionen. Die Künstler forderten einen radikalen Wandel und sie selbst veränderten die Kunstwelt radikal.
Robert Rauschenberg auf der anderen Seite, wurde nach dem Zweiten Weltkrieg Künstler, als der Konsum in den Fokus der Kunst geriet. Es war seine Absicht, den Menschen die Augen zu öffnen und Neugier zu wecken, indem er das sogenannte Banale als Brennpunkt seiner Kunst benutzte. Für Rauschenberg war eine Flasche Cola ein Kunstwerk. Der Gegenstand an sich war schön. “Alles ist Kunst” sollte die negativen Assoziationen von Alltagsgegenständen auf eine positivere lenken. Dies würde es den Menschen erleichtern, sich ihrer Selbst und Umgebung zu erfreuen, egal wann und wo.
Was das heute bedeutet:
Heute wurde diese Phrase als Vorwand benutzt, um zu tun, was auch immer man will, indem man es Kunst nennt. Dazu gehören Hirn-Fürze und Stücke, die die Integrität des Publikums zugunsten von Sensationsgier beeinträchtigen. Das war aber nie die eigentliche Absicht. Ich glaube, der Satz ist immer noch wahr, in seinem ursprünglichen Kontext. Wenn man seine Umgebung mit Respekt betrachtet und lernt ihre Schönheit zu sehen, kann man mehr Lebensqualität erlangen.
Ohne den historischen Kontext und die Absicht dieser Worte zu erklären, kann der Glaube, dass “alles Kunst ist“, Schaden anrichten. Als Zuschauer muss man Kunst nicht so schlucken wie sie ist, aber man sollte sich zuerst mit ihr beschäftigen. Das bedeutet auch, sie in Frage zu stellen. Es bedeutet auch, offen für mögliche Erklärungen zu sein.
Im Endeffekt braucht ein Kunstwerk meine Zustimmung nicht um als Kunstwerk zu gelten. Es kann immer noch eine ergreifende und wichtige Botschaft darstellen, ohne dass ich es mag. Aber hoffentlich habe ich die Integrität, sensationslüsterne, gewalttätige und lieblos gemachte Objekte als das zu bezeichnen, was sie sind, und nicht, was jemand von mir sehen möchte.